Johann Nepomuk David

Der österreichische Komponist, Organist, Dirigent und Hochschullehrer Johann Nepomuk David ist heute weitgehend vergessen; in musikalischer Sicht zu Unrecht, wie die vorliegende Sonate für Sololaute zeigt: Es handelt sich um die Nr. 5 aus op. 31, einer zwischen den Jahren 1942 und 1944 in Leipzig entstandenen Werksammlung von Solosonaten für verschiedene Instrumente. Hier wird sein Geschick im Umgang mit dem klassischen Kontrapunkt in der Verbindung mit erweitert tonalen Skalen sichtbar.

Geboren 1895 in Eferding in Oberösterreich – im selben Jahr wie Paul Hindemith und Carl Orff – studierte David ab 1921 an der Musikakademie und der Universität zu Wien bei Joseph Marx und Guido Adler. Vorangegangen war eine Ausbildung als Sängerknabe in Linz und Kremsmünster – dort pflegte er auch das kammermusikalische Spiel – sowie an der bischöflichen Lehrerbildungsanstalt in Linz. In Wien hatte er auch Kontakt zu Josef Matthias Hauer und Arnold Schönberg und beschäftigte sich intensiv mit der Kontrapunktik von Desprez, Bach und Reger, die er als noch nicht erschöpft ansah.

Nach Jahren als Volksschullehrer und Organist wurde er 1934 Lehrer für Theorie, Komposition und Chordirigieren am Konservatorium Leipzig; dort leistete er in erster Linie Chorarbeit. Während des Nationalsozialismus arrangierte er sich mit dem Regime, um ungehindert weiterarbeiten zu können. Es gelang ihm sogar die Aufnahme in die sog. „Gottbegnadeten“-Liste, was ihm den Kriegseinsatz ersparte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wechselte er zurück in die Heimat als Dozent und kommissarischer Leiter des Mozarteums in Salzburg; jedoch kehrte er schon 1948 nach Deutschland zurück: Bis zu seiner Pensionierung war er Kompositionsprofessor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und leitete dort auch erfolgreich viele Jahre den von ihm gegründeten Brucknerchor und das Kammerorchester der Hochschule.

David erhielt 1953 den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik, war Gast in der Villa Massimo in Rom (1960) und wurde Mitglied der Akademien der Künste in Hamburg, Berlin, München und Wien. Er starb 1977 in Stuttgart.

(Quelle der Biographie: Internationale Johann-Nepomuk-David-Gesellschaft e.V)

http://www.johann-nepomuk-david.org/

Johann Nepomuk David gilt als herausragender Kontrapunktiker; der Rückgriff auf tradierte Formen, die imitatorische Technik und das Erkennen der schier unerschöpflichen Möglichkeiten eines Themas waren für seinen Personalstil kennzeichnend. Er hinterließ ein nahezu alle gebräuchlichen Gattungen und Besetzungen umfassendes Œuvre, das neben Kammermusik und Orchesterwerken verschieden besetzte (meist geistliche) Chorwerke und zahlreiche Werke für Orgel aufweist.